Eine musikalische Reise durch drei Jahrhunderte
Klarinettentrio Schmuck im Oytener Bürgersaal am 29. Januar 2023
Ein Kammermusikabend ganz besonderer Art und in ungewöhnlicher Besetzung konnte man am Sonntagnachmittag im Oytener Bürgersaal erleben. Das Klarinettentrio Schmuck in der Besetzung Sakaya Schmuck und Johann-Peter Taferner, Klarinette sowie Sebastian Pigorsch, Bassetthorn und Bassklarinette präsentierte musikalische Preziosen aus drei Jahrhunderten. Das Programm reichte von klassischer Musik über Jazz bis hin zu Film- und Popmusik und so konnte man die Klarinetten mit der ganzen Bandbreite ihrer klanglichen Möglichkeiten erleben. Mit fachkundiger und unterhaltsamer Moderation führte das Trio durch das Programm und baute Nähe zum Publikum auf.
Das Lieblingsinstrument Mozarts war die Klarinette. Er schwärmte von ihrem wandlungsfähigen, der menschlichen Stimme nahem Klang. Und so begann das Programm mit Höhepunkten aus der Zauberflöte.
Das fugenähnliche Allegro der Ouvertüre beeindruckte mit perfekter Artikulation und das Zusammenspiel war auf den Punkt genau. In Taminos Arie „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ war die Liebe auf den ersten Blick durch den lyrischen Klang der beiden Klarinetten und des Bassetthorns sehr gut getroffen. Die Wut der Rachearie kochte in der kleinen Besetzung zwar etwas auf Sparflamme, aber die Virtuosität der auf alle drei Instrumente verteilten Solostimme machte das wieder wett.
Sichtliche Freude bereitete dem Trio der Ungarische Tanz Nr. 1 von Johannes Brahms. Das rhythmische und effektvolle Vergnügen erfasste Spieler und Zuhörer gleichermaßen. Der lang anhaltende Applaus des Publikums wurde mit dem Ungarischen Tanz Nr. 5 belohnt. Dieser Ohrwurm war so schmissig brilliant gespielt, dass das Publikum staunte.
Als Kontrast folgten zwei weitere bekannte Mozartmelodien, Cherubinos Arie „Voi che sapete“ aus Figaros Hochzeit und das Duett „Là ci darem la mano“ aus Don Giovanni. Das facettenreiche und gefühlvolle Spiel zeigte das hohe Niveau und die Klangkunst des Klarinettentrios; hier hat man die große Besetzung des Originals in keinster Weise vermisst.
Die Klangreise machte nun Station im 20. Jahrhundert. Dem Klarinettentrio Schmuck vom befreundeten Pianisten und Komponisten Itai Sobol auf den Leib geschrieben war das Medley mit den Beatles-Titeln „Let it be“ und „When I’m 64“ sowie das ABBA-Medley mit den beiden Songs „Money Money Money“ und „Thank you for the music“. Hier konnte jeder der drei Instrumentalisten gleichermaßen solistisch brillieren oder zart singen.
Henry Mancinis Song „Moon River“, im Original gesungen von Audrey Hepburn im Film „Frühstück bei Tiffany“ war klangzart dahingehaucht und Balsam für Leib und Seele.
Auch der Jazzfan kam nicht zu kurz. In Paul Desmond’s berühmten Take Five wanderte die rhythmische Begleitfigur sowie die Melodie zwischen den Klarinetten und der Bassklarinette hin und her. Das war Spaß pur.
Der 1919 vom Turner Layton komponierte Song „After You’ve Gone“ wurde durch Benny Goodman in den 30er Jahren zum Hit und ein Hit war er auch in der Fassung des Klarinettentrios Schmuck. Hier tanzte und swingte es gewaltig.
Im abschließenden Titel „Alexanders Ragtime Band“ von Irving Berlin strotzte es nur von lustvoll geblasenen Synkopen und man war fast versucht, das Tanzbein zu schwingen.
Der begeisterte Applaus des Publikums wurde mit dem Arioso von Johann Sebastian Bach belohnt – ein wunderbarer Kontrast zu den vorangegangenen Titeln. Die zarte und empfindsame Melodik einfühlsam begleitet von der Bassklarinette – einfach schön. Der zart verklingende Schlussakkord – so fesselnd und in den Bann ziehend, dass der Schlussapplaus erst viele Sekunden später einsetzte.
Was für eine abwechslungsreiche musikalische Reise durch die Jahrhunderte und die Musikstile!
Christian Melz